Ole Schreiner über Funcom, TSW und Bezahlmodelle

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    Wenn das so wäre, müsste man Sendungen wie "Deutschland sucht den Superstar" ebenfalls als "im gesellschaftlichen Sinne richtig" anerkennen, da sie ja zweifelsfrei einen großen Erfolg haben. Ich persönlich bin aber der Meinung, dass die gesellschaftliche Wirkung dieser Art von Sendung nicht nur zweifelhaft ist, sondern vielmehr katastrophale Auswirkungen auf unsere Kultur hat. Eine Zwangsableitung von erfolgreich zu erhaltenswert sehe ich grundsätzlich nicht, halte sie sogar für gefährlich.


    Das sind glaube ich auch die Argumentationen, die von einzelnen, vor allem südlich beheimateten Politikern immer gern gegen Egoshooter vorgebracht werden. ;)


    Persönlich halte ich solche Sendungen auch für schädigend, aber es ist nun mal so, dass die Gesellschaft und auch die Kultur nicht nur von einer bestimmten Person oder Schicht geschaffen wird, die meint zu wissen, was gut und was schlecht ist. Zu unserer heutigen Kultur gehören solche Sendungen genauso wie Computerspiele. Früher waren Die Beatles kulturschädigend, heute ist es Dieter Bohlen oder halt der böse Egoshooter. Nun kann ich zwar sagen, der größte Teil der Gesellschaft ist einfach zu doof, um zu wissen, was gesellschaftlich und kulturell "richtig" ist - aber es bleibt trotzdem eine persönliche Meinung. Dafür kann man zwar einstehen, kämpfen und überzeugen, aber man sollte seine eigene Meinung nicht über die gesellschaftliche Meinung setzen. Das halte ich für gefährlich.


    Und was erfolgreich ist, wird sich selbst erhalten. Ein Bohlen wird, obwohl ich ihn als schlimm erachte, genausowenig verschwinden wie der Egoshooter, den ein anderer als schlimm erachtet. Beides ist aktuelles Kulturgut und keines davon ist erhaltenswerter als das andere.


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    Die Frage ist nur, wie Du diesen Erfolg definierst. Wenn Du Dich einmal die Woche für 3 Stunden in ein Spiel einloggst und in dieser Zeit nur eine kniffelige Quest löst - hattest Du dann keinen Erfolg? Ich denke schon. Anspruchsvolles Spielen? Aus meiner Sicht ebenfalls. Hattest Du Spaß? Das hängt ganz sicher von Deinen Vorlieben und von Deinem Geschmack ab.


    Ist die Quest unterbrechbar? Kann ich mich, wenn ich nach zwei Stunden keine Lust mehr habe, ausloggen und in ein oder zwei Wochen wieder einloggen, und an der Stelle weitermachen ohne mich an tausend Questdetails erinnern zu müssen? Wenn dem so ist, dann stimme ich zu. Dann mach ich meinetwegen auch nur eine Quest die vom Anfang des Spiels bis ans Ende geht. Aber ich hatte schon Aufgaben in Spielen, die ich unterbrochen habe, und in die ich nach ein paar Wochen nicht mehr reinkam, weil ich meine bisherigen Schritte aufgrund der Pause nicht mehr nachvollziehen konnte. Ein paar Spiele hab ich dann gar nicht mehr weitergespielt, weil ich die Aufgabe von ganz vorn hätte beginnen müssen.


    Das Wort Gelegenheitsspieler sagt es ja schon. Wenn ich die Gelegenheit habe, will ich spielen und auch aufhören können. Ob das jetzt einmal die Woche oder gar einmal im Monat ist, egal. Wenn mir ein anspruchsvolles Spiel das ermöglich, perfekt. Bisher habe ich aber wenig davon gefunden.


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    Welche Art von Spielfortschritt jemanden motiviert, hängt nicht unmittelbar mit der eingesetzten Zeit zusammen. Auch mit wenig Zeit kann man "anspruchsvolle" Spiele spielen und Spaß dabei haben.


    Ich bin für Vorschläge offen. ;) Aus dem Grund hab ich immer gern Adventures gespielt, da das ein Genre ist, bei dem beides wirklich funktionieren kann - anspruchsvoll und wenig zeitintensiv. Im Bereich MMORPG ist das meiner Meinung nach aber erst seit WoW möglich. Und BF ist auch nur so erfolgreich, weil man zwar anspruchsvoll spielen kann, wenn man das möchte, aber auch einfach mal zwischendurch in eine Map einloggen kann ohne jegliches Wissen über die perfekte Waffe am richtigen Ort.


    Wenn mir ein Spiel das bietet, ist es für mich ein gutes Spiel, auch wenn eine Quest dann meinetwegen drei Stunden Erdenzeit über mehrere Wochen verteilt dauert. Trotzdem bleibt für mich die Assoziation von anspruchsvoll mit zeitintensiv bestehen. Denn wenn etwas Anspruch hat, werden entweder Kentnisse benötigt und/oder Übung. Kentnisse kann ich dabei natürlich schon haben, ohne das Spiel zu kennen. Wer z.B. WoW gespielt hat, findet sich auch sofort in TOR zurecht. Wer allgemein schon viel PvP gespielt hat, wird in jedem anderen Spiel diese Erfahrungen einsetzen können. Aber wenn ich diese Kentnisse noch nicht habe oder es gar darum geht, einen besonders anspruchsvollen Boss mit komplexer Taktik zu besiegen, gibt es meiner Meinung nach nur zwei Möglichkeiten. Entweder man investiert Zeit oder man wartet auf das übernächste Addon und besiegt den Lichking dann halt mit Level 90. ;)

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    Dafür kann man zwar einstehen, kämpfen und überzeugen, aber man sollte seine eigene Meinung nicht über die gesellschaftliche Meinung setzen. Das halte ich für gefährlich.


    Ich denke, wir können froh darüber sein, dass es immer wieder Menschen gab und gibt, die gegen aktuell "erfolgreiche, gesellschaftliche Ideen und Meinungen" in ihrem Land eingestanden sind und für ihre anderen, derzeit nicht gesellschaftsfähigen Ideen gekämpft haben.


    Die aktuell geltende und derzeit "erfolgreiche" gesellschaftliche Meinung nicht in Frage zu stellen, hat in der Vergangenheit schon oft genug zu großen Problemen und folgenschweren Ereignissen geführt.

    "Wir hören nicht auf zu spielen, weil wir alt werden. Wir werden alt, weil wir aufhören zu spielen." (George Bernard Shaw)

  • War es nicht auch mal die gesellschaftliche Meinung, dass die Erde eine Scheibe ist?




    Und wer bestimmt, was die "gesellschaftliche Meinung" ist? Ich kann nur wissen, was meine Meinung und höchstens noch die meines Umfelds ist. Sollte man sich wirklich anmaßen, für "alle" zu sprechen? Oder auch nur für die "Mehrheit"? Ich bin zumindest so realistisch zu wissen, dass ich das nicht kann weil ich höchst wahrscheinlich gar keine Ahnung davon habe, was die Meinung der (wie auch immer definierten) "Mehrheit" ist.




    Ich denke das Problem fängt schon an, wenn man denkt, dass das eigene Weltbild das einzig richtige ist oder auch nur die eigene Meinung die einzig richtige ist.

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    Ich denke das Problem fängt schon an, wenn man denkt, dass das eigene Weltbild das einzig richtige ist oder auch nur die eigene Meinung die einzig richtige ist.


    Genau so ist es. Und noch schlimmer wird es, wenn man anfängt zu glauben, dass ein von anderen propagiertes (dem eigenen möglicherweise sogar widersprechendes) Weltbild richtig ist, nur weil es gerade gesellschaftlich opportun ist.


    Edit:


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    Und was erfolgreich ist, wird sich selbst erhalten. Ein Bohlen wird, obwohl ich ihn als schlimm erachte, genausowenig verschwinden wie der Egoshooter, den ein anderer als schlimm erachtet. Beides ist aktuelles Kulturgut und keines davon ist erhaltenswerter als das andere.


    Dass sowohl Bohlen, als auch ein Egoshooter grundsätzlich zum aktuellen Kulturgut gehören, lässt sich (im ersteren Falle leider) nicht abstreiten. Wie man aber für ein Konzept einzig aus seinem Erfolg den Status "gesellschaftlich richtig" ableiten kann und welche Erkenntnis bzw. noch viel wichtiger welchen Wert diese These dann birgt, das erschließt sich mir immer noch nicht.

    "Wir hören nicht auf zu spielen, weil wir alt werden. Wir werden alt, weil wir aufhören zu spielen." (George Bernard Shaw)

  • Immerhin sind wir uns alle über bohlen einig...

    Video games don`t affect kids!!!
    If pacman had affected us as kids, we`d be all running around in darkened rooms,
    munching magic pills and listening to repetitive music!

    -NINTENDO CEO-