Vorweg: Für sich alleine ist Episode 8 ein unterhaltsamer Sci-fi-Film mit beeindruckenden Schauwerten. Aber der Film trägt den Titel Star Wars im Namen und so gelten da besondere Voraussetzungen und eine kritischere Betrachtung. Aus meiner Sicht ist Episode 8 leider leider kein guter Star Wars Film.
Er versagt nahezu völlig bei der Weiterentwicklung der Charaktere. Einzig Kylo Ren bekommt durch Ep 8 endlich mehr Format. Alle anderen, weit voran Luke und Rey sind ein ziemlicher Reinfall. Hier meine ich nicht die Schauspieler oder deren Leistung. Es ist der lieblose Umgang mit den Charakteren. Wie großartig wurde Rey in Ep 7 aufgebaut. In Ep8 ist sie das perfekte Peggy Sue Abziehbild ohne wirkliche Entwicklung. Speziell in Anwendung der Macht ist sie einfach zu perfekt, dass man sich fragt, wieso sie einen Lehrmeister braucht. Der Lehrmeister, der dann als vergrämter Mann seit 30 Jahren auf einer Felseninsel im Exil lebt und mit sich, seinen persönlichen Dämonen und dem Universum hadert. Und zudem mit einem fragwürdigen Hintergrund ausgestattet wird. Luke Skywalker, der Held, der für seine Freunde alles stehen und liegen ließ, der nie aufgab das Gute in jemanden zu sehen. Und dann zieht er sich zurück und denkt dran seinen Neffen zu ermorden? Äußerst fragwürdig, könnte ich vielleicht mit leben. Aber dann dieser Humor...
Der Humor im gesamten Film war in dem Moment als es passierte witzig. Aber auch nur weil er überraschte oder unerwartet war. Letztlich passte er so gar nicht zu den Charakteren. Jeder Moment, der sich wichtig anfühlte, der Gewicht hatte, wurde durch einen dämlichen Gag ruiniert. Das ist wohl auch das Problem, dass man dem Regisseur zu sehr alleine loslaufen und sein Ding machen ließ. Man merkt, dass Ep 7 und Ep 8 völlig unterschiedlich angegangen wurde, was ich innerhalb einer Trilogie als ziemliches Problem sehe.
Der nächste Witzbold auf der Liste, General Hux. Mei-o-mei, was für ein Knallscharge. Ein komplett anderer Charakter als in Ep 7. Unter Vader hätte der eine 10 Minuten überlebt. Aber das einer der größeren Bösewichter des Films ebenfalls als Humorvehikel herhalten muss, nimmt doch der Ersten Ordnung komplett die Bedrohung oder den Respekt. Snoke wischt mit ihm vor versammelter Mannschaft sprichwörtlich den Boden. Wie will dieser Kerl noch glaubwürdig den gigantischen Militärapparat führen? In Spaceballs würde sich dieser General Hux gut einfügen.
Damit mein Auskotzen nicht völlig ausartet, noch in loser Aufzählung weiter:
- Maz Kanata, Gastauftritt, übel und überflüssig.
- Snoke, ein geheimnisvoller Bösewicht wurde da aufgebaut. Beeindruckend sein roter Thronsaal. Seine Martial-Arts-Leibgarde ist sicherlich Geschmackssache. Hätte echt Potenzial gehabt. Echt schade, dass er so stümperhaft weggehauen wurde. Man hätte gerne mehr über seinen Hintergrund erfahren.
- Genauso wie der Handlungsstrang um Finn und seine Technikerin. Niedlich, kann man aber auch wunderbar überspulen.
- Captain Phasma und Codeknacker del Toro - noch überflüssiger als in Ep 7 (Phasma) und überhaupt allgemein verschenkt.
- Die Rebellion ist ja so zusammengeschossen worden, dass sie komplett in den Falken passen müsste. Aber wenn Hux weiter die Erste Ordnung anführt, ist noch alles drin.
- Poes Einzelaktion gegen den Sternenzerstörer war ja verdammt erfolgreich. Warum ist man darauf nicht eher gekommen? Ein X-Wing reicht ja fast schon aus.
- Wo sind die tollen Außerirdischen? Der Casino-Planet, in der Geschichte ebenfalls überflüssig und wohl nur für etwas Planetenabwechslung da, hätte die Chance gehabt, mal wieder ein paar tolle Alien-Kreaturen zu zeigen. Aber egal wohin man schaut, überall nur Humanoide. Man kann Lucas mit Episode 1 und 2 sicherlich eine Menge vorwerfen. Kreative und tolle Außerirdische hat er in jedem Fall geboten (Schrotthändler Watto oder Sebulba, als Beispiel).
Fazit: Fühle mich wie nach dem zweiten Hobbit. Enttäuscht und sehr müde.