2020 war ein außergewöhnliches Jahr. Vieles gewohnte war anders oder kam zu kurz.
Jetzt kann ich
nicht einfach so tun, als wäre nichts gewesen und eine x-beliebige
Weihnachtessgeschichte erzählen. Nein, all das galt es zu
berücksichtigen und einen Ausgleich zu schaffen.
Doch für was
genau? Zwei Sachen waren sicherlich Mangelware in diesem Jahr:
Toilettenpapier und etwas zu Lachen.
Ersteres habe ich bereits
in der Vergangenheit erledigt, so eignet sich manch meiner Beiträge
ausgedruckt hervorragend dazu (gerne geschehen).
Zweiteres hoffe
ich mit den nächsten Adventssonntagen abhelfen zu können.
1. Advent, ein Lichtlein brennt...
Sonntag,
1.Advent 10:00 Uhr:
In der Reihenhaussiedlung Onkelstieg
lässt sich die Rentnerin Erna B. durch ihren Enkel Norbert 3
Elektrokerzen auf der Fensterbank ihres Wohnzimmers installieren.
Vorweihnachtliche Stimmung breitet sich aus, die Freude ist
groß.
10:14 Uhr:
Beim
Entleeren des Mülleimers beobachtet Nachbar Ottfried P. die
provokante Weihnachtsoffensive im Nebenhaus und kontert umgehend mit
der Aufstellung des 10-armigen dänischen Kerzensets zu je 15 Watt im
Küchenfenster. Stunden später erstrahlt die gesamte Siedlung
Onkelstieg im besinnlichen Glanz von 134 Fensterdekorationen.
19:03
Uhr:
Im
14 km entfernten Atomkraftwerk
Sottrup-Hocklage registriert der wachhabende Sicherheitsinspekteur
Homer S.
irrtümlich einen Defekt der Messgeräte
für den Bereich Stenkelfeld-Nord, ist aber zunächst arglos.
20:17
Uhr:
Den
Eheleuten Horst und Heidi E. gelingt der Anschluss einer
Kettenschaltung von 96 Halogen-Filmleuchten, durch sämtliche Bäume
ihres Obstgartens, an das Drehstromnetz. Teile der heimischen
Vogelwelt beginnen verwirrt mit dem Nestbau.
20:56
Uhr:
Der
Diskothekenbesitzer Alfons K. sieht sich genötigt seinerseits einen
Teil zur vorweihnachtlichen Stimmung beizutragen und montiert auf dem
Flachdach seines Bungalows das Laserensemble Metropolis das zu den
leistungsstärksten Europas zählt. Die 40 Meter Fassade eines
angrenzenden Getreidesilos hält dem Dauerfeuer der
Nikolausprojektion mehrere Minuten stand, bevor sie mit einem
hässlichen Geräusch zerbröckelt.
21:30
Uhr:
Im
Trubel einer Geburtstagsfeier
im Atomkraftwerk
Sottrup-Hocklage verhallt das Alarmsignal aus Sektor
7G.
21:50
Uhr:
Der
95-Jährige
Kriegsveteran August R. zaubert mit 190 Flakscheinwerfern des Typs
Varta Volkssturm den Stern von Bethlehem an die tief hängende
Wolkendecke.
22:12 Uhr:
Eine
Gruppe asiatischer Geschäftsleute mit leichtem Gepäck und
sommerlicher Kleidung irrt verängstigt durch die Siedlung
Onkelstieg. Zuvor war eine Boing 747 der Singapur Airlines mit dem
Ziel Sydney versehentlich in der mit 3000 bunten Neonröhren
gepflasterten Garagenzufahrt der Bäckerei Brohrmeyer
gelandet.
22:37 Uhr:
Die
NASA Raumsonde Voyager 7 funkt vom Rande der Milchstrasse Bilder
einer angeblichen Supernova auf der nördlichen Erdhalbkugel, die
Experten in Houston sind ratlos.
22:50 Uhr:
Ein
leichtes Beben erschüttert die Umgebung des Atomkraftwerks
Sottrup-Hocklage, beide
Reaktorblöcke
laufen
brüllend
jenseits der Belastungsgrenze.
23:06 Uhr:
In
der taghell erleuchteten Siedlung Onkelstieg erwacht Studentin
Bettina U. und freut sich irrtümlich über den sonnigen
Dezembermorgen. Um genau 23:12 betätigt sie den Schalter ihrer
Kaffeemaschine.
23:12
Uhr und
14 Sekunden:
In die plötzliche Dunkelheit des gesamten
Landkreises Stenkelfeld bricht die Explosion des Atomkraftwerks
Sottrup-Hocklage wie Donnerhall. Durch den stockfinsteren Ort
stapften irre, verwirrte Menschen, Menschen wie du und ich, denen
eine Kerze auf dem Adventskranz nicht genug war.
2. Advent: Ein
Schüleraufsatz zum Advent
Der
Advent ist die schönste Zeit im Winter. Die meisten Leute haben im
Winter eine Grippe. Die ist mit Fieber. Wir haben auch eine, aber die
ist mit Beleuchtung und man schreibt sie mit K.
Drei
Wochen bevor das Christkind kommt, stellt der Papa die Krippe im
Wohnzimmer auf und meine kleine Schwester und ich dürfen
mithelfen.
Viele Krippen sind langweilig, aber die unsere nicht,
weil wir haben mords tolle Figuren darin. Ich habe einmal den Josef
und das Christkind auf den Ofen gestellt, damit sie es schön warm
haben und es war ihnen heiß. Das Christkind ist schwarz geworden und
den Josef hat es in lauter Trümmer zerrissen. Ein Fuß von ihm ist
bis in den Plätzchenteig geflogen und es war kein schöner
Anblick.
Meine Mama hat mich geschimpft und gesagt, dass nicht
einmal die Heiligen vor meiner Blödheit sicher sind.
Wenn die
Maria ohne Mann und ohne Kind rumsteht, schaut es nicht gut aus. Aber
ich habe Gott sei dank viele Figuren in meiner Spielkiste und der
Josef ist jetzt Donald Duck. Als Christkind wollte ich Asterix
nehmen, weil der ist als einziger so klein, dass er in den Futtertrog
gepasst hätte. Da hat meine Mama gesagt, man kann doch keinen
Asterix als Christkind nehmen, da ist das verbrannte Christkind noch
besser. Es ist zwar schwarz, aber immerhin ein Christkind.
Hinter
dem Christkind stehen zwei Ochsen, ein Esel, ein Nilpferd und ein
Brontosaurier.
Das Nilpferd und den Saurier habe ich
hinein gestellt, weil die Ochsen und der Esel waren mir allein zu
langweilig. Links neben dem Stall kommen gerade die heiligen drei
Könige daher. Ein König ist dem Papa im letzten Advent beim Putzen
herunter gefallen und er war total hin. Jetzt haben wir nur noch zwei
heilige Könige und einen heiligen Batman als Ersatz.
Normal
haben die heiligen Könige einen Haufen Zeug für das Christkind
dabei, nämlich Gold, Weihrauch und Pürree oder so ähnlich. Von den
unseren hat einer anstatt Gold ein Kaugummipapier dabei, das glänzt
auch schön. Der andere hat eine Malboro in der Hand, weil wir keinen
Weihrauch haben. Aber die Malboro raucht auch schön, wenn man sie
anzündet. Der heilige Batman hat eine Pistole in der Hand. Das ist
zwar kein Geschenk für das Christkind, aber damit kann er es vor dem
Saurier beschützen.
Hinter den drei Heiligen sind ein paar
rothäutige Indianer und ein Engel. Dem Engel ist ein Fuß
abgebrochen, darum haben wir ihn auf ein Motorrad gesetzt, damit er
sich leichter tut. Mit dem Motorrad kann er fahren, wenn er nicht
gerade fliegt. Rechts neben dem Stall haben wir das Rotkäppchen
hingestellt. Sie hat eine Pizza und drei Bier für die Oma dabei.
Einen Wolf haben wir nicht, darum lauert hinter dem Baum ein Bär als
Ersatzwolf hervor.
Mehr steht nicht in unserer Krippe, aber das
reicht voll.
Am Abend schalten wir die Lampe an und dann ist
unsere Krippe erst so richtig schön. Wir sitzen so herum und singen
Lieder vom Advent. Manche gefallen mir, aber die meisten sind mir zu
langweilig.
Mein Opa hat mir ein Gedicht vom Advent gelernt und
es geht so:
"Advent, Advent, der Bärwurz brennt,
Erst
trinkst ein, dann zwei, drei, vier,
dann haut es dich mit dem
Hirn an die Tür!"
Obwohl dieses Gedicht recht schön ist,
hat Mama gesagt, dass ich es mir nicht merken darf.
Eher es man
sich versieht ist der Advent vorbei und Weihnachten auch und mit dem
Jahr geht es auch dahin.
Die Geschenke sind ausgepackt und man
kriegt vor Ostern nichts mehr, höchstens man hat vorher
Geburtstag.
Aber eins ist gewiss: Der Advent kommt immer
wieder.
3. Advent: Warum
es keinen Weihnachtsmann gibt
Keine
bekannte Spezies der Gattung Rentier kann fliegen. Aber es gibt
300.000 Spezies von lebenden Organismen, die noch klassifiziert
werden müssen, und obwohl es sich dabei hauptsächlich um Insekten
und Bakterien handelt, schließt dies nicht mit letzter Sicherheit
fliegende Rentiere aus, die nur der Weihnachtsmann bisher gesehen
hat.
Es gibt 2 Milliarden Kinder (Menschen unter 18) auf
der Welt. Aber da der Weihnachtsmann (anscheinend) keine Moslems,
Hindus, Juden und Buddhisten beliefert, reduziert sich seine Arbeit
auf etwa 15% der Gesamtzahl - 378 Millionen Kinder. Bei einer
durchschnittlichen Kinderzahl von 3,5 pro Haushalt ergibt das 91,8
Millionen Häuser. Wir nehmen an, dass in jedem Haus mindestens ein
braves Kind lebt.
Der Weihnachtsmann hat einen
31-Stunden-Weihnachtstag, bedingt durch die verschiedenen Zeitzonen,
wenn er von Osten nach Westen reist (was logisch erscheint). Damit
ergeben sich 822,6 Besuche pro Sekunde. Somit hat der Weihnachtsmann
für jeden christlichen Haushalt mit braven Kindern 1/1000 Sekunde
Zeit für seine Arbeit: Parken, aus dem Schlitten springen, den
Schornstein runterklettern, die Socken füllen, die übrigen
Geschenke unter dem Weihnachtsbaum verteilen, alle übriggebliebenen
Reste des Weihnachtsessens vertilgen, den Schornstein wieder
raufklettern und zum nächsten Haus fliegen.
Angenommen,
dass jeder dieser 91,8 Millionen Stops gleichmäßig auf die ganze
Erde verteilt sind (was natürlich, wie wir wissen, nicht stimmt,
aber als Berechnungsgrundlage akzeptieren wir dies), erhalten wir
nunmehr 1,3 km Entfernung von Haushalt zu Haushalt, eine
Gesamtentfernung von 120,8 Millionen km, nicht mitgerechnet die
Unterbrechungen für das, was jeder von uns mindestens einmal in 31
Stunden tun muss, plus Essen usw. Das bedeutet, dass der Schlitten
des Weihnachtsmannes mit 1040km pro Sekunde fliegt, also der 3.000
fachen Schallgeschwindigkeit. Zum Vergleich: das schnellste von
Menschen gebaute Flugzeug, die Boeing X-43, erreichte eine
Geschwindigkeit von 2,94 km pro Sekunde über eine Zeit von 10
Sekunden bis das Triebwerk schmolz. Ein gewöhnliches Rentier schafft
höchstens 80 km pro STUNDE.
Die Ladung des Schlittens
führt zu einem weiteren interessanten Effekt. Angenommen, jedes Kind
bekommt nicht mehr als ein mittelgroßes Lego-Set (etwa 1 kg), dann
hat der Schlitten ein Gewicht von 378.000 Tonnen geladen, nicht
gerechnet den Weihnachtsmann, der übereinstimmend als übergewichtig
beschrieben wird. Ein gewöhnliches Rentier kann nicht mehr als 175
kg ziehen. Selbst bei der Annahme, dass ein „fliegendes Rentier''
(siehe Punkt 1) das zehnfache normale Gewicht ziehen kann, braucht
man für den Schlitten nicht acht oder vielleicht neun Rentiere. Man
braucht 216.000 Rentiere. Das erhöht das Gewicht - den Schlitten
selbst noch nicht einmal eingerechnet - auf 410.400 Tonnen. Nochmals
zum Vergleich: das ist mehr als das vierfache Gewicht der Queen
Elizabeth.
410.400 Tonnen bei einer Geschwindigkeit von
1040 km/s erzeugen einen ungeheuren Luftwiderstand - dadurch werden
die Rentiere aufgeheizt, genauso wie ein Raumschiff, das wieder in
die Erdatmosphäre eintritt. Das vorderste Paar Rentiere muss dadurch
16,6 Trillionen Joule Energie absorbieren. Pro Sekunde. Jedes. Anders
ausgedrückt: sie werden praktisch augenblicklich in Flammen
aufgehen, das nächste Paar Rentiere wird dem Luftwiderstand
preisgegeben, und es wird ein ohrenbetäubender Knall erzeugt. Das
gesamte Team von Rentieren wird innerhalb von 5 Tausendstel Sekunden
vaporisiert.
Der Weihnachtsmann wird währenddessen einer
Beschleunigung von der Größe der 17.500-fachen Erdbeschleunigung
ausgesetzt. Ein 120 kg schwerer Weihnachtsmann (was der Beschreibung
nach lächerlich wenig sein muss) würde an das Ende seines
Schlittens genagelt - mit einer Kraft von 20,6 Millionen
Newton.
Damit kommen wir zu dem Schluss: Wenn der
Weihnachtsmann irgendwann einmal die Geschenke bringen wollte, dann
ist er bei dem Versuch verstorben. Eine Wiederholung durch weitere
Probanden kann nicht ausgeschlossen werden.
4. Advent: Polizei und Jugendamt ermitteln -
Schreiner aus Nazareth und unmündige Mutter vorläufig
festgenommen
BETHLEHEM, JUDÄA, dpa - In den frühen
Morgenstunden wurden die Behörden von einem besorgten Bürger
alarmiert. Er hatte eine junge Familie entdeckt, die in einem Stall
haust. Bei Ankunft fanden die Beamten des Jugendamts, die durch
Polizeibeamte unterstützt wurden, einen Säugling, der von seiner
erst 14-jährigen Mutter, einer gewissen Maria H. aus Nazareth, in
Stoffstreifen gewickelt in eine Futterkrippe gelegt worden war.
Bei
der Festnahme von Mutter und Kind versuchte ein Mann, der später als
Joseph H., ebenfalls aus Nazareth identifiziert wurde, die Beamten
abzuhalten. Joseph, unterstützt von anwesenden Hirten, sowie drei
unidentifizierten Ausländern, wollte die Mitnahme des Kindes
unterbinden, wurde aber von der Polizei daran
gehindert.
Festgenommen wurden auch die drei Ausländer,
die sich als "weise Männer" eines östlichen Landes
bezeichneten. Sowohl Bundespolizei, Bundeskriminalamt als auch der
Zoll sind auf der Suche nach Hinweisen über die Herkunft dieser drei
Männer, die sich anscheinend illegal im Land aufhalten. Ein Sprecher
der Polizei teilte mit, dass sie keinerlei Identifikation bei sich
trugen, aber in Besitz von Gold, sowie von einigen möglicherweise
verbotenen Substanzen waren. Sie widersetzten sich der Festnahme und
behaupteten, Gott habe ihnen angetragen, sofort nach Hause zu gehen
und jeden Kontakt mit offiziellen Stellen zu vermeiden. Die
mitgeführten Chemikalien wurden zur weiteren Untersuchung in das
Kriminallabor geschickt.
Der Aufenthaltsort des Säuglings
wird bis auf weiteres nicht bekannt gegeben. Eine schnelle Klärung
des ganzen Falls scheint sehr zweifelhaft. Auf Rückfragen teilte
eine Mitarbeiterin des Sozialamts mit: "Der Vater ist mittleren
Alters und die Mutter ist definitiv noch nicht volljährig. Wir
prüfen gerade mit den Behörden in Nazareth, in welcher Beziehung
die beiden zueinander stehen."
Maria ist im
Kreiskrankenhaus in Bethlehem zur medizinischen und psychiatrischen
Untersuchungen. Sie kann mit einer Anklage rechnen. Weil sie
behauptet, sie wäre noch Jungfrau und der Säugling stamme von Gott,
wird ihr geistiger Zustand näher unter die Lupe genommen. In einer
offiziellen Mitteilung des Leiters der Psychiatrie steht: "Mir
steht nicht zu, den Leuten zu sagen, was sie glauben sollen, aber
wenn dieser Glaube dazu führt, dass - wie in diesem Fall - ein
Neugeborenes gefährdet wird, muss man diese Leute als gefährlich
einstufen. Die Tatsache, dass Drogen, die vermutlich von den
anwesenden Ausländern verteilt wurden, vor Ort waren, trägt nicht
dazu bei, Vertrauen zu erwecken. Ich bin mir jedoch sicher, dass alle
Beteiligten mit der nötigen Behandlung in ein paar Jahren wieder
normale Mitglieder unserer Gesellschaft werden können."
Zu
guter Letzt erreicht uns noch diese Info: Die anwesenden Hirten
behaupteten übereinstimmend, dass ihnen ein großer Mann in einem
weißen Nachthemd mit Flügeln (!) auf dem Rücken befohlen hätte,
den Stall aufzusuchen und das Neugeborene zu seinem Geburtstag hoch
leben zu lassen. Dazu meinte ein Sprecher der Drogenfahndung: "Das
ist so ziemlich die dümmste Ausrede vollgekiffter Junkies, die ich
je gehört habe."
Bonus:
Wessen Herz zur Winterzeit eisig bibbert,
in der Wohnung für sich Plätzchen knabbert.
Jeden Advent schon überstanden,
doch kein Besuch dir nahegestanden.
Zum Fest der Liebe klingelt es an der Tür,
Mist, der Nachbar braucht nur Klopapier.
Musst am Weihnachtsabend alleine darben,
stellt Mutter telefonisch wieder die gleichen Fragen.
Welch Qual es doch sein kann einsam,
das Leben macht viel mehr Spaß gemeinsam.
Sei unbesorgt, die Lösung ist nicht fern,
Sie kleidet sich ganz modern.
Denn das Christkind ist kein dummes geschwätz,
schenkte der Welt und jedem - Das Netz.