Seit einigen Wochen ist es nun in Deutsch lieferbar und hat auch den Weg in mein Regal gefunden: XCOM - Das Brettspiel, ein kooperatives Brettspiel mit App-Unterstützung von Eric M. Lang für 1-4 Spieler. Die angegebene Spieldauer beträgt 60 - 120 Minuten, Altersempfehlung: ab 14 Jahren.
Wie man beim Namen schon vermutet, handelt es sich um eine Brettspielumsetzung des Computerspielklassikers. Aliens greifen die Erde an und die Spieler verkörpern die obersten Befehlshaber der Menschen, die versuchen, den Angriff abzuwehren und die Erde zu verteidigen.
Das Spiel wird von einer kostenlos herunterladbaren App unterstützt, die zwingend zum Spielen benötigt wird. Eine Runde unterteilt sich grundsätzlich in 2 Phasen und zwar eine Echtzeitphase, in der die Spieler unter Zeitdruck gewisse Aufgaben erledigen müssen und eine Auswertungsphase, in der ausgespielt wird, wie die Menschen mit den zuvor getroffenen Vorbereitungen den anstehenden Bedrohungen begegnen können.
Das eigentlich bemerkenswerte dabei ist aber vor allem, dass jedem Spieler eine gänzlich andere Rolle zukommt. Anders gesagt ist jeder Spieler der einzige am Tisch, der im Spiel das macht, was er macht.
Folgende Rollen gibt es:
Der Central Officer ist zunächst mal eine Art Kommunikationsoffizier. Nur er steuert die App und gibt die angezeigten Informationen, Aufgaben und Zeitlimite an die anderen Spieler weiter. Letztlich koordiniert er also den Spielablauf. Darüber hinaus steuert er auch die Abwehrsatelliten der Menschen.
Der Forschungsleiter ist für Alien-Autopsien und die Erforschung neuer Technologien zuständig.
Der Einsatzleiter schickt Soldaten auf Einsätze und ist für die Verteidigung des Stützpunktes verantwortlich.
Und der Commander koordiniert das Budget des Abwehrprogramms und schickt Abfangjäger gegen feindliche UFOs aus.
Ziel des Spiels ist es, den "finalen Einsatz" abzuschließen, der sich von Partie zu Partie unterscheidet. Wann dieser Einsatz zur Vefügung steht (indem die Karte herumgedreht wird) entscheidet die App auf Basis des Spielverlaufs. Je mehr normale Einsätze man absolviert, desto schneller steht der finale Einsatz zur Verfügung.
Für jeden Kontinent wird der sogenannte "Paniklevel" auf dem Spielplan nachgehalten. Nicht abgewehrte UFOs und andere Ereignisse können dazu führen, dass die Panik in einem Kontinent steigt. Steigt die Panik in den roten Bereich der Anzeige, verweigert der Kontinent die weitere finanzielle Unterstützung zum XCOM-Programm. Sollten 2 Kontinente am Ende der Panikleiste ankommen, ist das Spiel für die Menschen verloren.
Wie oben schon erwähnt, gliedert sich eine Spielrunde grundsätzlich in 2 Phasen. Die erste ist die Echtzeitphase. In dieser wird dem Central Officer von der App angezeigt, wer aktuell welche Aufgabe zu erledigen hat und wieviel Zeit ihm dafür bleibt. Dies muss er entsprechend kommunizieren und der betroffene Spieler muss dann seiner Aufgabe nachkommen, bevor die Zeit abgelaufen ist. Sollte die Zeit ablaufen, muss die Aktion augenblicklich unterbrochen werden und nichts weiter darf daran verändert werden. So entsenden die Spieler Abfangjäger oder Satellieten gegen UFOs, Bodentruppen zur Verteidigung der Zentrale bzw. auf Einsätze oder der Forschungsleiter startet neue Forschungsprojekte. All das kostet Geld, worauf der Commander einen Blick haben muss, denn abgerechnet wird erst in der nachfolgenden Auswertungsphase. Darüber hinaus teilt die App noch mit, wo UFOs auftauchen, welche Aliens die Basis angreifen und viele weitere Ereignisse.
Ist die Echtzeitphase beendet, findet die Auswertungsphase statt. Hier wird zunächst mal überprüft, ob das Budget ausgereicht hat oder überzogen wurde. Ist noch Geld übrig, können weitere Soldaten oder Abfangjäger angeschafft werden. Wurde das Budget überzogen, steigt der Paniklevel in einigen Kontinenten.
Die Auswertung, ob Angriffe funktionieren oder Forschungen erfolgreich sind, findet dann über einen typischen "Push your luck"-Würfelmechanismus statt, ganz im Sinne eines Can't Stop. Bei einer Forschung entscheidet z.B. die Anzahl eingesetzter Wissenschaftler darüber, wieviele XCOM-Würfel zur Erfolgsbestimmung gewürfelt werden dürfen. Auf jedem dieser 6-Seiter sind 2 Erfolgs- und 4 Misserfolgsseiten vorhanden. Zusätzlich würfelt man immer noch den 8-seitigen Alienwürfel. Man darf so oft würfeln, wie man möchte, um möglichst viele Erfolgssymbole zu sammeln. Allerdings steigt der Bedrohungslevel von Wurf zu Wurf um 1 und sobald man mit dem Alienwürfel gleich oder unter dem aktuellen Bedrohungswert würfelt, sind die Wissenschaftler erschöpft und können nicht mehr weiterforschen. Dramatischer ist die Situation bei Soldaten und Abfangjägern, die in einem solchen Fall vernichtet sind.
So kommt es zu den typischen Situationen, in denen man sich bei stetig steigendem Risiko immer wieder fragt: Riskiere ich noch einen Wurf oder höre ich auf? Das ganze wird natürlich auch heftig am Tisch diskutert und bringt eine große Spannung mit sich.
Die beiden Phasen wechseln sich so lange ab, bis die Menschen entweder verloren oder gewonnen haben.
Mein Fazit: Für mich ist das Spiel der absolute Hammer und wirklich sehr gelungen! Es entsteht eine unglaubliche Atmosphäre und Spannung am Tisch. Das Thema "wabert" ständig durch den Raum und ist förmlich spürbar. Das Zeitlimit erzeugt einen kleinen Stressfaktor, den ich aber als positiv empfunden habe. Vor allem verhindert er ein bei kooperativen Spielen oft vorhandenes Problem: Dominante Spieler geben zurückhaltenderen Spielern bei XCOM nicht so leicht vor, was sie tun sollten, da dazu einfach nicht genug Zeit bleibt. Letztlich trifft am Ende jeder Ofiizier für seine Rolle eigenverantwortlich Entscheidungen. Und das diese schließlich zu einem gemeinsamen Erfolg führen, ist dann die große Herausforderung.
Die Auswertungsphase fühlt sich dann wieder komplett anders an. Einerseits Verschnaufpause, weil kein Zeitlimit. Andererseits steht die Spannung im Raum, ob die getroffenen Maßnahmen alle erfolgreich sind.
XCOM hat eine extrem dichte Atmosphäre, bringt viel Spannung und transportiert ein Thema perfekt. Einziger Wermutstropfen für einige XCOM-Fans: Die so beliebten taktischen Bodenkämpfe des Computerspiels sucht man vergebens. Wer das Spiel mit einer solchen Erwartungshaltung kauft, wird ganz sicher enttäuscht. Wer aber ein hochklassiges Strategiespiel mit sehr kommunikativer und thematischer Sci-Fi Komponente sucht, wird begeistert sein.