Leijonas neuer Avatar-eine kunstwissenschaftliche Studie

  • Liebe Freunde gepflegter abendländischer Kunst,

    heute möchte mich in unserer beliebten Reihe "Ist das Kunst, oder kann das weg!? - oder: Bob Ross:Warum hat das niemand verhindert?" einem neuen Emporkömmling am Zenit der zeitgenössischen Foren- und Avatarkunst widmen.

    Die Rede ist selbstverständlich vom neuen Avatar der allseits beliebten Userine Leijona, welche mit Ihrer These "Das ist schöööhööön!" und der provokanten Zurschaustellung selbiger "Kunst" im Rahmen unschuldiger Chatteilnehmer für banausenhaftes Unverständnis gesorgt hat.
    Doch, bevor wir schon allzu tief in die Analyse einsteigen, lassen wir doch zunächst einmal das Corpus Delicti in aller Ruhe auf uns wirken.

    http://karifry.com/wp-content/…2/03/mylittlechocobo3.jpg

    Zweifellos ist "Wunderbar!" oder "Atemberaubend!" ein treffendes Wort, um den Erstkontakt mit diesem Kunstwerk adäquat zu beschreiben. Die tiefe, beruhigende Wirkung dieses Stilllebens ist unverkennbar und nicht von der Hand zu weisen. Doch was genau ist es, dass in uns jene Empfindungen von Freude, Ruhe und Gelassenheit hervor bringt?

    Das zentrale Motiv dieses Bildes scheint,und hier lehne ich mich sehr aus dem Fenster, der Chocobo zu sein. Allzu präsent dominiert er das Gesamtbild des Gemäldes, drängt sich fast spöttisch in den Vordergrund und möchte bereits auf den ersten Blick gefallen. Geradezu propagandistisch mutet deshalb der debile Blick des blassgelben,einer längst verblassten Prilblume nicht unähnlichen Wesens direkt oberhalb des später noch zu interpretierenden Schriftzuges an. Hier will und soll der Betrachter eingefangen werden, bereits ein erster Blick auf das Bild soll dazu genügen. Auch die Farbe gelb scheint nicht zufällig gewählt, spiegelt sie doch in perfekter Weise den Neid wider, den der unvoreingenommene Betrachter gegenüber der Besitzerin dieses Meisterwerks verspürt.
    Subtil aber effektiv daher auch die Farbgebung der anderen Protagonisten dieses Bildes.
    So verblasst der grüne Chocobo, das Symbol für die Hoffnung auf eine bessere Welt, vielleicht den Frieden auf Erden, bereits merklich. Aber auch die anderen Farben (Liebe, Ruhe und Gelassenheit) wirken eher blass im Vergleich zum einzig auffälligen, weil kräftigen Element des Bildes: Der leuchtend gelbe Chocobo am rechten Bildrand. Warum, so mag man sich fragen, wählte der Künstler hier ausgerechnet den Neid als zentrales, leuchtendes Element des Bildes? Warum nur überstrahlt er all die anderen Emotionen und Stimmungen?
    Bei genauerer Betrachtung fällt hier auf, dass es sich um den einzigen Chocobo mit nur einem Auge handelt. Ja, der Neid ist angebracht, denn immerhin wurde dieses arme Tier seines Augenlichtes beraubt. Selbst der dumpf schielende Chocobo am oberen linken Bildrand scheint hier noch besser gestellt, ja: glücklicher zu sein. Und so ist auch das leuchtende Gelb nicht weiter verwunderlich, sondern nahezu angebracht und gerechtfertigt.

    Überhaupt scheint das Bild eine intensive Studie unserer Gesellschaft zu sein. Perfekt gestylte und mit adretten Frisuren versehene Models, von freundlicher Debilität bis hinterlistiger Boshaftigkeit mit allen möglichen Gesichtsausdrücken gesegnet, und doch nahezu makellos perfekt in die Kamera lächelnd. Ja, Heidi Klum hätte ihre wahre Freude an diesem Bild, da bin ich mir sicher.

    Natürlich darf aber auch die, inzwischen ja obligatorische, bevölkerungstechnische Minderheit nicht fehlen. Und wie prekär sie hier dargestellt wird!


    Die am rechten (!) Rand, unsicher ob anstehender Bestrafung für die unvorhergesehene Anwesenheit scheu ins Bild tretende Minderheit in Form eines Mogrys, zu allem Überfluss auch noch mit der Farbe weiß (!!!) dargestellt, scheint die Rollte der Minderheit nur schweren Herzens einzunehmen. Fast schon krampfartig wirkt das Lächeln, der rote Bommel abwehrend erhoben.
    Dass der Künstler ausgerechnet die Farbe weiß als Symbol für eine unterdrückte Minderheit wählte, kann nur eine Anspielung auf eine Negativdarstellung des Bildes sein.

    http://s14.directupload.net/file/d/3332/fquegaxa_jpg.htm

    Hier bekommt die Farbgebung fast schon etwas Bedrohliches, der Mogry wird plötzlich zu dem, was er offenbar die ganze Zeit war: Eine unterdrückte schwarze Minderheit unter den zahllosen perfekten und alles weg lächelnden Chocobos unserer Zeit.

    Widmen wir uns am Schluss noch kurz dem Schriftzug. Wo, wenn nicht hier wird die Unterdrückung deutlich, der praktizierte Faschismus in Worte gekleidet!
    Ist hier nicht von "My little Chocobo" die Rede? Ohne ein Wort zu verlieren über die ebenfalls im Bild befindliche Minderheit der Unterdrückten und Geknechteten?
    Doch, der Künstler liefert uns im zweiten Teil des Schriftzuges eine Lösung, ja, vielleicht sogar einen Vorschlag zur Verbesserung der Welt an sich.
    "Gysahl Greens are magic!"
    Drogen also als Lösung aller Probleme, das Rauchen eines seltsamen Krautes als Anreiz für eine Verbesserung der Verständigung unter den Völkern... Ja, das Leben dieses Künstlers scheint geprägt zu sein von Extremen und dem Wunsch nach Freiheit. Dem er, zumindest in diesem Meisterwerk, einen eindeutigen Leuchtturm gesetzt hat.

    Ich ziehe meinen Hut vor so viel Weisheit, Tiefsinnigkeit und Gesellschaftskritik. Ich denke, wir sollten das Bild zur Interpretation in Schulen und Universitäten vorschlagen...


    PS: Wir sollten in diesem Land viel mehr sinnlos analysieren... führt zu nix, schlägt aber Zeit tot...